Ganz anders bei den Grafiken. Handwerklich als Chemigraf ausgebildet, verfügt Karl Heinz Krauskopf überein technisches Können, das seinen künstlerischen Arbeiten hier zugute kommt. Die Freude an der Entdeckung, die sich bei der Herstellung eines jeden Blattes einstellt, spiegelt sich in den Radierungen wieder. Sie schweben in den heiteren Räumen von Farbe und Formen. Wie durch einen Schleier, wie durch einen Lichtvorhang bleiben die Dinge, Landschaften und Gegenstände spürbar. Tangartige Fäden schwingen im dunklen Grün und illusionieren geheimnisvolles Geschehen unter Wasser. Die Nacht wird beschworen mit ihrem faszinierenden Blau, dem frostigen Licht des Mondes. Manche Blätter sind wie abstrakte Märchen, die man erzählen zu können glaubt.
Diese Arbeiten sind oft die Umsetzung visueller Eindrücke. Die Realität ist als optische Spur in diesen Werken greifbar; wenn auch nur als Erscheinungsform des Geistes begriffen und entsprechend übersetzt.
Durch Überdrucken, durch Einpressen, Eingravierungen entlockt der Künstler dieser Grundsubstanz zusätzliche Harmonien, wechselnde Akkorde, Serien von Kolorismen. Häufig ist die bereits fertige Arbeit durch farblose Prägeflächen, nur ins Papier eingepreßte reine Druck-Figurationen rhythmisiert, gleichsam in Reliefgrafiken transponiert.
Das Ziel aber bleibt eine von bildnerischer Poesie erfüllte Ausdruckswelt die sich nicht nur im Rhythmischen oder Transparenten erschöpft, sondern auch im Figurativen die permanente Verwandlung will, sie sucht und sie - das macht seine Meisterschaft in den Radierungen aus - schließlich auch findet.
Der Künstler wird zum Fabulierer. Aus dem Thema wird ein bildnerischer Traum, empfindsam und geistreich visualisiert. Die Blätter sind auch vom Machen her "edles Handwerk".
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