Im Mittelpunkt des plastischen Werkes von Gretel Gemmert steht der Mensch: nicht als klassisches Ideal "zeitioser" Schönheit oder als detailgetreu porträtiertes Individuum, sondern als ein Wesen, für das in den unterschiedlichen Lebensaltern und -räumen, in den verschiedenen Professionen und Situationen bestimmte Verhaltensweisen, Haltungen, Positionen charakteristisch sind.
Diesem starken Interesse am Eigentümlichen ist die Gabe des raschen Erkennens und im Gedächtnis Bewahrens von visuellen Erlebnissen verbunden, die bei der Arbeit mit den Werkstoffen Gips, Bronze und Stein im Atelier Werke zeitigen, die ebenso fern von anatomischem Akademismus wie von oberflächlichem, durch das Kostüm bestimmtem Historismus und Folklorismus sowohl das Wesentliche in der Erscheinung eines mit dem Kreisel spielenden Kindes oder eines Jazztrompeters, einer sardischen Bäuerin oder eines bretonischen Fischers, als auch der
historischen Gestalt der Jeanne d'Arc und der mythologischen des tanzenden Pan Figur werden lassen.
Die schnell wechselnden Moden unterworfene Kleidung findet keine Beachtung; sie wird, da sie das Charakteristische eher Gewalt Haltung oder Bewegung zumeist verschleiert, weggelassen; es sei denn, daß sie wie beim Matador, der Flamencotänzerin, der Sardin oder der arabischen Bauchtänzerin die Haltung prägt und in lang zurückreichender Entwicklung zum bestimmenden Element des Erscheinungsbildes geworden ist.
Gretel Gemmerts Figuren entstehen nicht auf dem Wege über zahlreiche gezeichnete Vorstudien,
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